Pollen im Anflug
Mit dem Frühling beginnt für viele Pollenallergiker wieder die jährliche Leidenszeit. Wenn Birke, Hasel und Erle ausschlagen und zu blühen beginnen, tränen, jucken und brennen die Augen oder juckt die Nase. Niesreiz sowie Fließschnupfen bei gleichzeitig stark behinderter Nasenatmung setzen ein. Häufig sind bei einer Pollenallergie sowohl Nase als auch Augen betroffen. Mediziner sprechen dann von einrr Rhinokonjunktivitis. Atemnot, Husten und trockene Rasselgeräusche können ein Zeichen für ein allergisches Asthma bronchiale sein. Auslöser der Beschwerden sind Antigene, die auch als Allergene bezeichnet werden. Es handelt sich dabei um Eiweißverbindungen, gelegentlich auch um Zucker-Eiweißverbindungen. Bei Erstkontakt mit den Allergenen laufen im Körper verschiedene immunologische Reaktionen ab. Dabei bilden sich bei der Pollenallergie unter anderem verschiedene Antikörper der Immunglobulin E-Klasse (IgE). Der Körper bereitet sich so auf einen erneuten Kontakt vor und kann zukünftige "Eindringlinge" schnell und spezifisch erkennen sowie abwehren. Bei entsprechender genetischer Veranlagung bildet der Körper jedoch verstärkt IgE-Antikörper. In Folge davon schießt die Immunabwehr bei erneutem Kontakt mit den Allergenen über das Ziel hinaus. Innerhalb weniger Minuten bis zu einer Stunde treten die bekannten allergischen Symptome infolge einer überzogenen Immunreaktion auf.
In Deutschland leiden etwa 13 Prozent der Kinder und
circa jeder fünfte Erwachsene unter Heuschnupfen. Die Erkrankung beginnt meist in der Kindheit
und beeinflusst je nach Schweregrad der Symptome die schulische Leistungsfähigkeit,
die Arbeitsproduktivität und das Sozialleben.
Mit der Behandlung sollte so früh wie möglich
begonnen werden. Geschieht dies nicht, steigt die Gefahr,
dass die Beschwerden von den oberen auf die unteren
Atemwege übergreifen. Etwa ein Drittel der Pollenallergiker
ist von einem solchen "Etagenwechsel" betroffen
und entwickelt im Laufe der Zeit ein allergisches Asthma.
Um einer Pollenallergie ursächlich zu begegnen,
muss der Arzt im Vorfeld die allergische Reaktion durch
einen Test bestätigen. Diagnostischer Standard
ist der sogenannte Prick-Test, bei dem verschiedene
in Verdacht stehende Allergene auf die Innenseite des
Unterarms getropft werden. Anschließend wird die
Haut mit einer feinen Lanzette oder Nadel oberflächlich
eingestochen. Besteht die Allergie, rötet sich
die Haut nach etwa fünf bis 60 Minuten in dem entsprechenden
Areal, es juckt, und Quaddeln bilden sich.
Ab einem Alter von fünf Jahren besteht im Falle
eines positiven Allergienachweises die Möglichkeit,
eine spezifische Immuntherapie (SIT), auch Hyposensibilisierung
genannt, durchführen zu lassen. Mit dieser Methode
wird dem Immunsystem die überschießende Reaktion
abtrainiert. Es werden zwei Formen unterschieden: die
subkutane Immuntherapie (SCIT) und die sublinguale Immuntherapie
(SLIT). Bei der SCIT werden chemisch veränderte
Allergenextrakte sowie unveränderte Allergene,
bei denen die Allergene an Träger gekoppelt sind,
vom Arzt unter die Haut gespritzt. Die Therapie soll
ganzjährig über einen Zeitraum von drei Jahren
erfolgen. Die Dosen werden im Verlauf der Behandlung
bis zu einer Erhaltungsdosis gesteigert. Bei der SLIT
kommen überwiegend unveränderte Allergenextrakte
in Form von wässrigen Lösungen oder Tabletten
zum Einsatz, die zwischen einer und drei Minuten unter
die Zunge gelegt werden, bevor sie verschluckt werden.
Auch bei dieser Form der Hyposensibilisierung wird eine
Therapiedauer von 3 Jahren empfohlen. Für wen welche
Therapieform geeignet ist, entscheidet der behandelnde
Arzt.
Die symptomatische Therapie
Die beste Therapie einer Allergie ist das Meiden des
auslösenden Allergens. Ist das, wie meist, nicht
möglich, helfen Antiallergika. Am häufigsten
werden dabei Histamin-Gegenspieler in Form von Tabletten,
Sirupen, Augentropfen und/oder Nasensprays eingesetzt.
Histamin ist ein Abbauprodukt der Aminosäure Histidin.
Es befindet sich in den sogenannten Mastzellen. Bei
Allergenkontakt wird es aus diesen Zellen freigesetzt
und greift nun an spezifischen Rezeptoren, die sich
zum Beispiel an Schleimhautzellen, Blutgefäßen
und der Bronchialmuskulatur befinden, an. Dadurch werden
verschiedene Reaktionen in Gang gesetzt, die zu den
oben beschriebenen typischen Symptomen einer allergischen
Reaktion führen. Die antiallergisch wirkenden Arzneistoffe,
wie zum Beispiel Loratadin oder Cetirizin, docken an
den selben Rezeptoren an, blockieren diese und verhindern
damit die allergischen Symptome sehr schnell und effektiv.
Homöopathisches
Als freiverkäufliche, homöopathische Alternative gibt es für Heuschnupfengeplagte verschiedene Präparate in Form von Globuli, Tabletten und Tropfen. Sie werden zur Therapie akuter Heuschnupfenbeschwerden als Einzelmittel angeboten und enthalten zum Beispiel Inhaltsstoffe wie Adhatoda vasica oder Luffa operculata. Adhatoda soll bevorzugt gegen Fließschnupfen, Tränenfluss, brennende Augen, Husten sowie Schleimhautreizungen der Atemwege und der Lunge wirken. Luffa operculata gilt als spezifisches Mittel gegen Rhinitis, Heuschnupfen und Sinusitis mit heftigen Kopfschmerzen, Schwindel, Jucken sowie einem ausgesprochenen Trockenheitsgefühl in der Nase mit Borkenbildung. Darüber hinaus gibt es Mischungen verschiedener homöopathischer Mittel. In diesen ist häufig Galphimia glauca enthalten, das sich bei den Leitsymptomen tränende, juckende Augen, Fließschnupfen, Niesanfälle und dazu Atembeschwerden bewährt hat. Es dient auch als Prophylaktikum bei Heuschnupfen. Aber Achtung! Zu Beginn der Behandlung kann es zu einer Erstverschlimmerung kommen. Verschiedene Schüßlersalze können ebenfalls Linderung verschaffen. Der Hauptmineralstoff ist hier das Schüßler-Salz Nr. 8 - Natrium chloratum.
Damit die Allergie nicht entsteht
Die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allergologie
zur Allergieprävention wurde im letzten Jahr überarbeitet.
Sie enthält nicht nur Empfehlungen für die
Primärprävention von Heuschnupfen und allergischem
Asthma, sondern auch für das atopische Ekzem (Neurodermitis).
Diese drei Erkrankungen werden unter dem Begriff atopischer
Formenkreis zusammen gefasst. Insgesamt flossen die
Ergebnisse von 217 Studien in die Bewertung ein. Unverändert
bleibt die Empfehlung, Tabakrauch zu meiden - sowohl
aktiv als auch passiv. Beibehalten wurde auch der Rat,
alle Kinder nach den Empfehlungen der Ständigen
Impfkommission (STIKO) impfen zu lassen. Hier zeigen
die Daten, dass sich dadurch möglicherweise das
Allergierisiko senken lässt. Hinweise gibt es unter
anderem darauf, dass eine frühzeitige unspezifische
Immunstimulation vor der Entwicklung von Heuschnupfen
und Co. schützt. Hierzu zählen zum Beispiel
das Aufwachsen auf einem Bauernhof, Kontakt mit Haustieren
oder der Besuch einer Kindertagesstätte in den
ersten zwei Lebensjahren.
Einen wesentlichen Stellenwert in der Allergieprävention
hat nach wie vor das Stillen. Die Empfehlung lautet,
über vier Monate ausschließlich Muttermilch
zu geben. Ist das nicht möglich, sollten Risikokinder,
also Kinder mit mindestens einem allergisch reagierenden
Elternteil und/oder Geschwisterkind, alternativ mit
hypoallergener Säuglingsnahrung ernährt werden.
Für einen vorbeugenden Effekt durch eine verzögerte
Beikosteinführung über den vollendeten vierten
Lebensmonat hinaus, gibt es hingegen keine gesicherten
Beweise, auch nicht für das Meiden potentieller
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr.